Interview mit Peter Kropsch
Im Vorfeld der „75 Jahre dpa“ Veranstaltung im Innovationsraum SPACE, sprach nextMedia.Hamburg mit dpa-Geschäftsführer Peter Kropsch.
Im Vorfeld der „75 Jahre dpa“ Veranstaltung im Innovationsraum SPACE, sprach nextMedia.Hamburg mit dpa-Geschäftsführer Peter Kropsch.
nextMedia: Hallo Herr Kropsch. Nach den großen Feierlichkeiten in Berlin vergangene Woche geht es diese Woche in Hamburg weiter. Was verbinden Sie mit der Hansestadt?
Peter Kropsch: Hamburg hat eine hohe Bedeutung – einerseits als Medienstandort, andererseits für uns als Agentur. Bis heute ist Hamburg unser Hauptsitz und das ist eigentlich gar nicht selbstverständlich: Im Gründungsvertrag steht, dass der Sitz der Agentur der Sitz der Bundesregierung sein sollte. Aber aufgrund verschiedener Initiativen ist der Sitz nach Hamburg gegangen – und hiergeblieben. In Hamburg sitzen die Geschäftsführung, Technik und Verwaltung und einige Tochterfirmen. Viele unserer Initiativen starten aus Hamburg heraus. Um es abzukürzen: Für uns hat Hamburg einen sehr hohen Stellenwert.
nextMedia: Die dpa gibt es nun seit 75 Jahren. Sie sind seit 2017 dpa-Geschäftsführer. Wenn Sie zurückblicken: Was hat sich ihrer Ansicht nach seit 2017 bei der dpa verändert?
Peter Kropsch: Im Prinzip ist die dpa ist nicht mehr das gleiche Unternehmen, wie im Jahr 2017. Wir sind uns bewusst, dass wir den großen Wandel der Medienbranche umarmen müssen. Wir haben uns deshalb strukturell so ausgerichtet, dass wir alle bestehenden und künftigen Mediengattungen optimal versorgen können. Unsere junge Zielgruppe hat beispielsweise andere Bedürfnisse, die wir künftig noch stärker ansprechen möchten. An unserer DNA hat sich jedoch nichts verändert: Wir verpflichten uns weiterhin der Faktentreue, der Unabhängigkeit und der Ausgewogenheit.
nextMedia: Welchen Herausforderungen sieht sich eine Nachrichten-Agentur wie die dpa denn derzeit konfrontiert?
Peter Kropsch: Wie erwähnt befinden wir uns in einem Wandel. Es gibt viele verschiedene Herausforderungen: Zum einen sind das die Bedürfnisse im Bereich Bewegtbild, die wir erfüllen möchten. Eine weitere Herausforderung, ist der ganze Themenbereich um KI. Für beides sehen wir uns gut vorbereitet.
nextMedia: Die dpa hat vergleichsweise früh eine KI-Strategie entwickelt und implementiert. Was verändert sich für die dpa durch KI konkret?
Peter Kropsch: KI wird in allen Bereichen für Veränderungen sorgen. Umso spannender ist die Frage was sich nicht ändern wird: Denn das ist die Aufbringung von Primärinformationen durch sogenannte primär Informationsquellen. Gemeint sind Journalistinnen und Journalisten, die vor Ort sind, die mitkriegen, was los ist und aus erster Hand berichten. Das kann KI nicht. Alle nachgelagerten Prozesse werden sich zunehmend durch KI verändern und da sind wir mitten drin. KI wird uns bei der Gestaltung, bei der Aufbereitung, bei der Datenauswertung oder der Archivierung enorm helfen. Was bleibt – und das haben wir bereits ganz zu Beginn der KI-Strategie festgelegt – das ist der Mensch als prüfende Kontrollinstanz. Um es einfach zu formulieren: Es darf nichts rausgehen, was nicht durch eine intellektuelle, menschliche Kontrollinstanz überprüft wurde. Das vielleicht wichtigste Element unserer Produkte ist Vertrauen und das können wir nur so sicherstellen.
nextMedia: Wie stellt die dpa künftig sicher, dass keine KI-generierten Fake-News von ihr verbreitet werden?
Peter Kropsch: Die am schnellsten wachsende Redaktion der dpa, ist die Fakten-Check-Redaktion. Wir sehen, dass Desinformation immer besser wird und sich ausgefeilterer Methoden und Techniken bedient. Das bedeutet, dass auch wir, die diese Fakes erkennen wollen, mehr Wissen und bessere Methoden brauchen. Wir haben uns deshalb schon früh zur Domäne gemacht, Desinformation zu erkennen. Das machen wir durch Faktenchecks, bei denen wir Falschinformationen nachgehen und diese in den richtigen Kontext setzen. Zudem machen wir Trainings, bei denen wir uns beständig mit Software und Methoden auseinandersetzen und Kolleginnen und Kollegen in anderen Redaktionen schulen.
nextMedia: Teil ihrer KI-Strategie ist es auch neue Geschäftsmodelle mit KI aufzubauen. Welche Geschäftsfelder sehen sie da konkret und warum ist das notwendig?
Peter Kropsch: Als dpa verfügen wir über eine gigantische Menge an Wissen und Informationen. Wir glauben, dass wir diese Informationen durch KI besser zugänglich machen können – für uns und unsere Kundinnen und Kunden. Es wäre eine enorme Erleichterung, wenn wir keine komplizierten Datenbankabfragen mehr machen müssten, sondern einfach natürlichsprachliche Anfragen schreiben können und eine KI-gestützte eine Antwort aus unseren Archiven ausgegeben wird. Mit unseren Archiven stünde dann eine Gesamtantwort zur Verfügung, die sowohl brandaktuelle News beinhaltet als auch historische Hintergrundinformationen. Es wird also nicht nur darum gehen, eine interne Prozessverbesserung durchzusetzen. Wir möchten, dass auch unsere Kundinnen und Kunden davon profitieren.
nextMedia: Welche Ziele hat die dpa für die nächsten 5 Jahre?
Peter Kropsch: Wir kommen gerade aus einem Strategie-Prozess. Dort haben wir uns mit der Frage befasst “Was sind die großen Themen für die nächsten 5 Jahre?”. Für uns sind das Nutzungsverhalten der Userinnen und User und der technologische Wandel die zwei relevantesten Determinanten. Wie bereits erläutert, wird die Bereitstellung von Bewegtbildinformationen noch stärker in unseren Fokus rücken, da Videos immer attraktiver werden und wir Primärinformationen liefern können. Darüber hinaus werden wir weiter vermehrt in Technikkompetenz investieren. Damit meine ich die Schnittstelle zwischen Technik und Journalismus. Wir brauchen ausgebildete Menschen, die beide Komponenten vereinigen. Und zu guter Letzt werden wir weiter diversifizieren. Unser Kernbereich bleibt die Nachrichtenagentur, dennoch möchten wir die wirtschaftliche Stärke der Agentur ausbauen, um unsere Unabhängigkeit weiter zu festigen.
nextMedia: Vielen Dank für das Gespräch!