Auch wenn viele Innovationsmethoden so tun als ob: Es gibt keine Bedienungsanleitung dafür, Neues in die Welt zu bringen. Ansätze, die versprechen, in X Schritten innovative Produkte oder Dienstleistungen zu produzieren, können nur scheitern. Denn Innovation ist kein Fertigbausatz, der sich mithilfe einer Bedienungsanleitung zusammensetzen lässt. Veränderung verläuft nicht linear. Es ist komplizierter.
Wir glauben, dass ganz viel davon, was es braucht, um schöpferisch tätig zu sein, in den Unternehmen schon vorhanden ist. So gibt es schon mehr als genug Berater, die den Mitarbeitern die Welt erklären. An Fachwissen mangelt es nicht. Auch Disziplin, eine andere, häufig unterschätzte Komponente für das Gelingen von schöpferischen Prozessen, ist zur Genüge vorhanden und gewiss nicht der Grund, warum es Unternehmen in Deutschland häufig schwerfällt, Neues zu erschaffen.
Was fehlt, ist ein kreatives Rauschen, das vorhandenes Wissen und geglaubte Wahrheiten durcheinander wirbelt und neu zusammensetzt – nicht nur einmal, sondern jeden Tag. Denn wer in turbulenten Zeiten Neues erschaffen will, muss bereit sein, sich selbst und die Personen um sich herum ständig produktiv zu irritieren.
Folgende Kompetenzen sind gefragt
1. Adaptives Mindset
Mehr denn je müssen wir heute jederzeit dazu bereit sein, Begegnungen mit dem Neuen zuzulassen und in unsere Kontexte zu übertragen. Es geht darum, Dinge miteinander zu verknüpfen, die vermeintlich nichts miteinander zu tun haben. Denn so entsteht häufig etwas Neues: indem Wissen aus unterschiedlichen Bereichen miteinander kombiniert wird.
2. Improvisation & Prototyping
Es braucht Mut, einfach anzufangen. Gleichzeitig liegt aber ein ungeheures Potenzial darin, loszulegen, ohne den Gedanken bis ins Detail fertig gedacht zu haben. Während wir das Unfertige besprechen oder formen, reflektieren wir es im Tun selbst aus einer neuen Perspektive.
3. Revisionskompetenz
Noch mehr Mut als anzufangen braucht es, einmal Angefangenes wieder zu verwerfen. Erst wenn wir etwas ausprobiert haben, können wir absehen, ob es auf Resonanz stößt — bei uns und bei anderen. Wer experimentiert, muss das Scheitern ertragen können und den Prozess zu schätzen lernen.
4. Glück & Zufall
Wer stets in vorgegeben Bahnen denkt und handelt, ist so sehr im Tunnel, dass er zufällige, glückliche Ereignisse einfach übersieht. Glück lässt sich nicht managen. Umso wichtiger ist die Kompetenz, eine glückliche Situation zu erkennen und effektiv für sich zu nutzen.
5. Spaß
Das mag trivial klingen, aber ohne Spaß geht es nicht. Denn häufig sind die Momente am produktivsten, in denen es sich gar nicht so anfühlt, als würde man produktiv sein. Um radikal neu denken zu können, braucht es eine Atmosphäre, in der man außerhalb von festgeschriebenen Routinen und vertraglichen Verpflichtungen agieren kann.
Wir müssen wieder lernen, zu spielen
Klar ist: Wer in unsicheren Umgebungen handlungsfähig bleiben will, muss zum*r Spieler*in werden. Komplexe Spiele sind in der Lage, ein solches kreatives Rauschen zu erzeugen. Sie schaffen eine eigene Wirklichkeit und eröffnen einen Experimentierraum, in dem sich die Teilnehmer*innen ausprobieren können, ohne negative Konsequenzen befürchten zu müssen. Sie sind anstrengend, irritierend und komplex. Und doch sind die sozialen Mechanismen mit denen vergleichbar, die sich im realen Arbeitsalltag beobachten lassen. Insofern eignen sich Spiele ebenso dazu, vergangenes Verhalten zu reflektieren wie künftiges Handeln vorwegzunehmen und so zu trainieren.
In unsicheren Zeiten geht es also immer weniger darum, Probleme zu lösen, denn dafür müssten wir die Probleme erst einmal kennen — viel wichtiger ist die Kompetenz, zu spielen. Bruce Nussbaum, Professor für Innovation und Design an der Parsons New School of Design, fasst das in seinem Buch Creative Intelligence (2013) so zusammen: The language of entrepreneurs is the language of play. They’re not out there solving problems; they’re out there playing – and it’s during this process that they’re coming up with disruptive technologies and life-changing products.
Innovation in Moonshot spielen
In Moonshot treten die Spieler*innen mit ihren Ideen gegeneinander an und transformieren sie fortwährend anhand unterschiedlicher Kreativitätstechniken. Das erfordert assoziatives Denken,
eine hohe Revisionskompetenz und die Bereitschaft, sich ständig auf wechselnde Rahmenbedingungen einzulassen.
Wie sähe ein Universum aus, in dem dein Produkt in absolut jedem Haushalt zu finden wäre? Was wäre das Sinnloseste, was du mit deiner Idee anfangen könntest? Und wie kann deine Idee sich Eigenschaften der Natur zunutze machen? Moonshot fordert die Spieler*innen auf, in 30 bis 60 Sekunden eine Antwort auf diese Challenges zu pitchen und sich danach von seinen Mitspieler*innen bewerten zu lassen. Zeit zum Nachdenken gibt es kaum und das ist gewollt. Schon Heinrich von Kleist hat in seinem Aufsatz „Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden“ (1805) aufgezeigt, dass in der Gleichzeitigkeit von Denken und Reden eine besondere Kraft liegt.
Und so können in Moonshot auch die schüchternsten Ideengeber*innen zu Pitchprofis, die nettesten Kolleg*innen zu hartnäckigen Sparringspartner*innen, und Ideen, die bisher undenkbar waren, am Spieltisch verhandelt werden. Moonshot schafft eine Arena, in der sich Spieler*innen messen und dabei unbewusst ihr Adaptives Mindset trainieren. In diesem Flow aus alberner Ernstheit fällt das out-of-the-box-Denken plötzlich leicht. Denn man denkt ja nicht wirklich “out”, sondern immer wieder neu “in” neuen Boxen. Kreative Produktivität entsteht dabei nicht unter Druck und selten alleine. Sie wird gemeinsam am Spieltisch geschaffen.