Weitere Initiativen der Hamburg Kreativ Gesellschaft

1 Event, 100.000 Views und 2,47t kompensierte CO₂-Emissionen

Streamen verursacht CO₂. In diesem Gastbeitrag geben Patrick Schnitzler und Jean-Paul Laue (klima&so) Einblicke, wie sie bei den 9:16 Awards verursachte Emissionen erfolgreich kompensieren konnten.

Bei den 9:16 Awards werden die besten Creator*innen Deutschlands ausgezeichnet. Mit dabei: Rund 1.200 geladene Gäste im Hamburger Schauspielhaus sowie über 100.000 Zuschauer*innen, die das Event via Stream verfolgen. Die dabei entstehenden CO₂-Emissionen wurden nun erstmalig getrackt – und kompensiert. Wie das gemacht wurde, erklären Patrick Schnitzler & Jean-Paul Laue (klima&so) in einem Gastbeitrag.

Die Geschichte begann mit einer simplen Frage: Wie können wir bei Deutschlands größter Creator Economy Preisverleihung eine Message für Nachhaltigkeit senden, ohne dabei verkrampft und belehrend zu wirken?

Unser Geschäftsmodell bei klima&so basiert auf dem Angebot, Social Media Emissionen transparent zu messen und manageable zu machen. Unser System berechnet wissenschaftlich fundiert den CO₂-Fußabdruck von Social-Media-Kampagnen, Livestreams und digitalen Marketingmaßnahmen. Dennoch geht das simultane Tracken von einem Stream mit über 100.000 Zuschauer*innen über vier verschiedene Plattformen mit Herausforderungen und komplexen Fragen einher: Wie viele Menschen werden das Event im Stream voraussichtlich verfolgen? Wie tracken wir die Emissionen technisch? Wie sichern wir die Daten? Welche Möglichkeiten gibt es, um die erhobenen CO₂-Emissionen zu kompensieren?

Gemeinsam mit WeCreate, dem Ausrichter der 9:16 Awards, und einem Sponsoring-Partner (1KOMMA5°) machten wir uns ans Werk. Unsere gemeinsame Haltung: Wir tracken, was trackbar ist. Wir kompensieren, was kompensiert werden muss – und zeigen, was normalerweise nicht kommuniziert wird.

Um die Kompensation nach der Messung tatsächlich umsetzen zu können, brauchte es einen Partner, wie das Cleantech-Startup 1KOMMA5°. Das Unternehmen ist Anbieter von individuellen und intelligenten Energielösungen für Gebäude, mit dem Ziel, bis 2030 500.000 Gebäude pro Jahr auf klimaneutrale Stromerzeugung, Wärme und Mobilität umzustellen. Ein Partner, der auch authentisch dem Klimaschutz verpflichtet ist.

Jeder View zählt

Dennoch: Wenn über 100.000 Menschen gleichzeitig einen Livestream über vier verschiedene Plattformen schauen, verbraucht das eine Menge Energie. Aber wie viel genau? Um die Antwort möglichst präzise zu ermitteln, haben wir ein eigenes Modell mit verschiedenen Parametern aufgestellt.

Unser Berechnungsmodell erfasste folgende Aspekte:

  • Den Stromverbrauch der Streaming-Infrastruktur auf Twitch, YouTube, TikTok und Instagram
  • Die Datenübertragung zwischen Rechenzentren und Endgeräten
  • Die Hardware-Nutzung durch über 100.000 Viewer

Wir nutzen die Zahlen, um unser Modell anzuwenden. Das Ergebnis nach 180 Minuten:

  • 2,47 Tonnen CO₂-Äquivalente für vier parallele Streams
  • 0,025 kg CO₂ pro Zuschauer*in – weniger als ein Kilometer Autofahrt

Für uns interessant: Obwohl die Zahl pro Zuschauer*in vergleichsweise gering erscheint, so kann bei sehr vielen Zuschauer*innen ein durchaus hoher CO₂-Ausstoß herbeigeführt werden. Das wichtige Schritt war dabei allerdings nicht ausschließlich die Messung, sondern die Art, wie die Zahlen sichtbar gemacht und kommuniziert wurden. Während des Streams blendete der Veranstalter mehrmals einen Live-Counter ein, der die Emissionen in Echtzeit anzeigte – für alle Zuschauer*innen ersichtlich. Ziel dieser Einblendung: Eine Sensibilisierung dafür herstellen, dass Streamen nicht um sonst ist, sondern einen Preis hat.

Verlässliche Kompensation ohne Worthülsen

Statt vager Begriffe wie "klimaneutral" oder "nachhaltig" wählten wir konkrete Maßnahmen für die nicht-vermeidbaren Emissionen. 1KOMMA5° finanzierte eine verlässliche Kompensation:

  • Sofortige Wirkung: Löschung von 1,2 EU-Emissionszertifikaten aus dem Europäischen Emissionshandel. Jedes gelöschte Zertifikat entzieht dem Markt dauerhaft eine Tonne CO₂-Emissionsrecht.
  • Langfristige Wirkung: Pflanzung von 6 Mischwald-Bäumen auf deutschen Flächen ohne bestehende Aufforstungspläne.

2,47 Tonnen

CO₂-Äquivalente für vier parallele Streams

0,025 kg

CO₂ pro Zuschauer*in – weniger als ein Kilometer Autofahrt

100.000 Views

Über Twitch, YouTube, TikTok und Instagram

Wollen ist wichtiger als Können

Das Signal, was von diesem Event ausgehen soll: Wir können unser Handeln nicht weiter ignorieren, wir müssen Verantwortung übernehmen und wir können etwas fürs Klima tun. Die Technologie existiert und die Lösungen sind da. Zu oft fehlt dennoch der Wille zur Umsetzung. Technisch funktioniert präzises Emissions-Tracking selbst bei Events mit 100.000+ Stream-Views. Wirtschaftlich kostet die Kompensation von 2,47 Tonnen CO₂ weniger als eine Post-Promotion bei Instagram. Nur ist unsere Story, die der Nachhaltigkeit, deutlich stärker.

Wenn "Oberflächlichkeit" Standards setzt

Die 9:16 AWARDS haben gezeigt, dass Reichweite und Vermarktung auch transparent und messbar ökologisch gestaltet werden können. Ein Branchenevent, das schnell als oberflächlich belächelt wird, hat Verantwortung übernommen und gezeigt, was sonst im Verborgenen bleibt. Die Resonanz, die wir in den darauffolgenden Wochen erfahren haben, war positiv. Brands fragten nach ähnlichen Lösungen für ihre Events und Agenturen wollten wissen, wie sie das Modell auf Kampagnen übertragen können. Für uns ein Zeichen in die richtige Richtung. Denn Reichweite bedeutet Verantwortung zu übernehmen.

Über die Autoren

Patrick Schnitzler und Jean-Paul Laue sind Co-Founder von klima&so und entwickeln seit 2022 Lösungen für wissenschaftlich fundiertes Tracking von Marketing-Emissionen. 2024 wurde beide dafür als OMR50 ausgezeichnet. Mit klima&so waren Patrick und Jean-Paul zudem Teilnehmer des nextMedia Inkubators Media Lift im Jahr 2024.

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